domingo, 13 de dezembro de 2009

Erlebnitz von Franz Adolph Jaeger /por Felipe Kuhn Braun

Segue abaixo a biografia de Franz Adolph Jaeger em alemão, foi escrita por ele em 1900 e traduzida do alemão gótico para o gramatical por seu bisneto Pe. Odilon Jaeger.

Hier unter lasse ich die Selbstbiographie von meinem Urururgrossvater, der Auswanderer aus Meissen (Sachsen), Franz Adolph Jaeger. Er schrieb in 1900 auf Gotischdeutsch und ihre Urenkel, Priester Odilon Jaeger S.J. +, hat die Biographie übersetzt. Es ist sehr Interessant die Geschichte von Franz Adolph Jaeger.

Felipe Kuhn Braun.

ERLEBNITZ
von
FRANZ ADOLPH JAEGER
1 8 2 6 bis 1 9 0 0
(selbstbiographie)
[SACHSEN – DEUTSCHLAND - BOM PRINCÍPIO - BRASILIEN]

I. Kinderheit und Jugend

Am 3ten Januar 1826 erblickte ich in der ehemaligen Bischofsstadt Meissen das Licht der Welt. Mein Veter, daselbst im Steuerfach angestellt, sorgte, so gut, wie meine liebe Mutter, für guten Schulunterricht und regelmässige Besuchung des protestantischen Gottesdienstes. Mehermals und zuletzt nach Plauen im Voig-tlande als Bezirkssteuereinnehmer versetzt, besuchte ich bis zu meiner Confirmation das dortige Gymnasium; kurz vorher starb meine Mutter. Unter 13 Geschwistern war ich das 7te und sollte die Kaufmannschaft erlernen, da sich aber keine passende Stelle fand, so wählte ich die Nadlerprofission, die auch nebenbei Bandeltreiben und kam zur Erlernung dieses Handwerks nach Altenburg.

Nach Ablauf von vier Jahren, wurde ich Geselle und von Reiselust erfüllt, die Welt zu sehen, zog ich, den Staubmantel mit einem breiten gestickten Gurt befestigt, munter und voll froher Hoffnungen aus dem Vaterhaus in die Fremde. In Neustadt, einem kleinen Städtchen fand ich Arbeit, doch war der Ort sehr unbedeutend, deshalb ich weiterzog und in Weissenfels an der Saale in Arbeit trat.

Nach 16 Wochen hatte der Meister keine Arbeit mehr, deswegen ging ich nach Halle, wo ich Beschäftigung fand, doch, da, es schon Winter war, so hörte auch hier die Arbeit auf. Entschlossen ging ich direct nach Berlin, wo ich eingestellt wurde und so lange dort blieb, bis mir eine gute Stelle in Altstrehlitz im Mecklenburgischen angeboten wurde.

Später blieb ich einige Zeit in Schwerin, doch im Sommer reiste ich nach Hamburg, wo ich die Verheerungen theiweise noch sah, die zwei Jahre vorher ein grosser Brand angerichtet hatte, jedoch nicht hier, sondern einige Tage später fand ich in Kiel an der Ostsee Arbeit, woselbst ich etwas plattdeutsch erlernte und 11 Wochen dort blieb. Heimweh führte mich wieder von dort ins Vaterhaus, um nach 14 tägigen Aufenthalte, mich in Baiern ein wenig umzusehen, wobei ich Erlangen, Kulmbach und Bamberg sah und zuletzt in Regensburg einen Monat blieb. Von dort nach Nürenberg meine Schritte lenkend, näherte ich mich der Stadt Koburg, woselbst ich in Geselschaft eines Führmanns, den Tornister auf dem Wagen Schleiz zog.

II. Militärleben

Auf der Reise dahin fiel es mir ein, dass ich mich in 6 Monaten zur Rekrutenaushebung stellen müsse und da ich von Jugend aus Freude am Militärleben hatte, so entschloss ich mich, mit Bewilligung meines Vaters, als Freiwilliger bei der Fussartillerie einzutreten; deshalb bat ich von Schleiz aus brieflich um dessen Erlaubnis, Welche er mir auch baldigst schriftlich nach Meissen zu meiner Tante schickte, wie ich es nämlich so erbeten hatte, da ich dorthin zu reisen, ir Begriffe stand. Sie war auch schon pr. Post angekommen und so meldete ich mich andren Tages in Dresden beim Regimentskomandanten der Artillerie und wurde der 9ten Compagnie einverleibt; selbigen Abend noch besuchte ich meinen ältesten Bruder Eduard, der zu Ganzlist im Finanzministerium war, in Uniform mit blankgeputztem Seitengewehr, aber leider ohne Schnurrbart. Des andern Jahres avancirte ich zum Bombardier (Oberkanonier) und als 1849 Deutschland Hülfstruppen nach Holstein sandte, stellte auch mein Vaterland 6 Tausend Mann an Reiterei, Artillerie und Infanterie. Unser Regiment gab eine 6 und eine 12 Pfünder Batterie und obwohl meine Compagnie nicht mit ins Feld zog, so wurde ich doch auf mein Ersuchen zur mobilen 12 pfünder Batterie versetzt und wurde sogleich mit noch einem Bombardier und einem Feuerwerfer derselben per Eisenbahn vorausgeschickt, und in Berlin, Hamburg und Rendsburg als Fourierschütz oder Quartiermacher die Quartierbillette zu besorgen. Von letztgenannter Festung Rendsburg marschierten wir dann durch Holstein nach Schleswig. Im Sundewitt bezogen wir im Pfarrdorfe Satrunp Quartiere, bis wir eines Nachts durch reitende Ordenanzen der Befehl enhielten, in aller Stille gegen Düppel aufzubrechen und halbe Stunde vorher im Dorfe Rackebühl, auf weitere Befeh1e zu warten.

Kaum graute der Morgen, als wir schon dumpfe Kanonenschläge und Gewehrsalven hörten und wir zweifelten nicht, dass etwas Wichtigen, nämlich die Erstürmung der düppler Schanzen im Werke sei und in grosser Spannun erwarteten wir die Order zum Vorrücken, die auch nicht lange auf sich warten liess, denn schon kam ein Adjutant daher gesprengt mit dem Rufe: "Beide Batterien avanciren " ... Jedoch jede Batterie durfte nur ein Kugel und ein Granatwagen der Explosion wegen mit ins Feuer nehmen. Ich, als Komandant des ersten Kugelwagens hatte die Ehre, an diesem Gefechte theil zu nehmen, ebenso mein Freund, Bombardier Israel, der den ersten Granatwagen befenligte und in Eile stürmten beide Batterien mit dem Pulverwagen den etwas aufsteigenden Fahrweg nach Düppel hinan. Wir beide liefen läng's des Strassengrabens dicht hinter einander, als wir seitwärts von Alsen her die lte Kanonenkugel auf uns kommen sahen, die aber ihre volle Kraft schon verloren hatte und endlich liegen blieb; wir lachten. - Aber 3 bis 400 Schritte weiter aufwärts verging uns das Lachen, denn plötzlich wurden wir beide zu Boden gestürzt, die Käppi vom Kopfe gerissen und ganz mit Erdschollen überschtüttet. Unsere Führsoldaten hielten uns für todt, denn sie glaubten uns schwerverwundet von einer 24 Pfündigen Kugel getroffen, dies vor meinen linken Fuss, von der Festung Sonderbar kommend, den ersten Aufschlag machte und dann zwischen den Wagen weiter flog; wir richteten uns schnell auf, reinigten uns und sahen, dass wir unverwundet waren und nur der Luftdruck uns zu Boden geworfen hatte. Gott dankend, eilten wir im raschen Laufe unsern Wagen nach und ganz erschöpft vom Rennen liessen wir uns förmlich durch sie uns auf´s Schlachtfeld schleppen; es war der 13te April 1849.

Während wir auf freiem Felde, nur wenig gedeckt mit 16 Feldgeschützen nach der Festung Sonderburg auf Alsen schossen, hatten wir 54 schwere Festungs- und Schiffsgeschütze gegen uns und war es ein grosses Glück, dass die feindlichen Kugeln im Anfang uns nicht erreichten, dann aber über uns hinweg sausten, aber zuletzt das Ziel erreichten, so dass wir, beide Batterien, einige Todte und mehrere Verwundete, auch gegen 7 bis 10 blesirte Pferde hatten, Eine grosse Bombe kam von einem Kanonenboote auf uns zugeflogen, als wir noch uns gegenseitig beschossen, und mit Spannung beobachtete ich ihren Lauf, aber als sie über meinem Kopfe schon hinweg war, explodirte sie erst glücklicher Weise, so dass die Eisenstücke wohl in das hinter uns liegende Kleefeld einschlugen, uns aber nicht mehr schadeten.

Eine kleine Stunde dauerte der Kampf, als der Befehl zum Zurückgehen gegeben wurde, jedoch durften wir nicht auf demselben Wege zurückgehen, auf dem wir gekommen waren, weil wir dem feindlichen Feuer von Alsen her zuviel ausgesetzt gewesen wären. Deshalb gruben unsere Pioniere eine breite Öffnung durch einen mannshohen Erdwall, mit Hecken bewachsen, vergassen aber eine schrägstehende dicke Baumwurzel durchzuhauen, was für die Kanonen wenig zu bedeuten hatte, als aber der Granatwagen in Eile darüber hinwegsetzte, neigte er sich langsam auf die Seite und gegen 20 bis 25 gefahren, stürzte er um. Ich dieses beobachtend, bat ich meine Fahrtrainsoldaten, am Loche angekommen, ganz langsam zu, fahren, um mit Hülfe meines Kanonier den Wagen auf der Seite zu stützen, wo es Noth that. Aber als die feindlichen Kanonenkugeln durch die Hecken flogen, ergriff Panik dieselben und ihre peitschen auf die Bespannung niedersausen lassen, jagten auch sie in Eile über die Wurzel hinweg und mein Wagen fiel auch um. Glücklicherweise kamen 8 Artilleristen, Bedienung der letzten Haubitze, zu uns und vereint mit ihnen und unsern Leuten, richteten wir die Wagen wieder auf.

Jedoch wahrend des Aufhebens schlug ein feindliches Geschoss in den Granatwagen und tödete das Stangenhandpferd, so dass die Stränge mit den Säbeln abgehauen werden mussten. Unser Major, Commandant beider Batterien, kam gerade dazu, als wir unsere Wagen aufrichteten, und hat uns dem Könige von Sachsen namhaft gemacht, dass wir uns durch Tapferkeit ausgezeichnet hätten. Mein Vater schrieb es mir auch, der es in der Zeitung gelesen hatte; und bei meiner Rückkehr in Sachsen, schenkte mir mein Vater eine schöne silberne Uhr, was mich sehr freute.

Einige Monate trat Ruhe ein, da kam Befehl für uns und unsere Infanterie, es war im Juli, in Eilmärschen nach Handersleben zu marschieren, um der Besatzung der Festung Fridericia zu Hülfe zu kommen, die durch einen geplanten Überfall dänischer Kriegsschiffe hart bedrängt war. Elf Stunden, ohne Trinkwasser, in Staubwolken eingehült, marschierten wir bis gegen Abend, wo wir Nachtquartiere fanden und fast vor Durst nichts essen, sondern nur trinken konnten. Bei der Infanterie starben auf dem Marsche 5 Soldaten an Bluterstickung. Anderen morgens kam Gegenbefehl und so marschierten wir wieder in unsere alten Quartiere, bis eines Tages im Herbste der Waffenstillstand proclamiert wurde.

In unserm Vaterlande Sachsen war während unserer Abwesenheit eine schreckliche Revolution ausgebrochen; die Aufrührer hatten in Dresden 120 Barrikaden errichtet, die viele Menschenleben forderte, darunter auch unser Oberst Homilius und nur durch Zuziehung von 15000 preussischen Soldaten konnte dieselbe erstickt werden. Heimwärts, da wir zu Fusse marschierten, brauchten wir 6 volle Wochen, bis wir in Dresden und andern Orten die Garnison wieder einnahmen und unsere gewöhnlichen Beschäftigung, als Wachen, als Wachen beziehen, exerzieren u.s.w.

III. Wieder auf Wanderung

Kurz darauf wurde ich zum Steuerexecutor ernannt, um saumselige Steuerzahler an ihre Pflichten zu mahnen, doch hatte ich seit einiger Zeit die Lust am Soldatenleben verloren und durch Bemühung meines Schwagers, Superintendent von Beyer in Plauen, der auf der Universität ein intimer Freund mit unserm Regimentsarzt Dr. Anschütz gewesen war, erlangte ich die Entlassung als Halbinvalid aus der sächsischen Armee.

Ich zog wieder, den Ranzen auf dem Rücken, in die weite Welt und fand in Jena auf längere Zeit Arbeit, dann pilgert ich durch das schöne Thüringen, die Städte Erfurt, Eisenach, in letzter Stadt die Wartburg ersteigend, auf der Luther die Bibel Übersetzte, es auch mit dem Teufel tun gehabt hatte, wovon heut noch der, mehr als hundert tausendmal erneuerte Tintenflex Zeugniss geben soll. Von der heiligen Elisabeth, die auf dieser Feste so segensreich, so herrliche Tugenden, auch mehrere Wunder gewirkt hatte, sagte mir niemand etwas davon.

Und dann und wann benützte ich die Eisenbahn, die in diesem hugeligen Lande oft durch Tunnel fährt, ging von Gotha nach dem schönen Kassel, auf dessen Schloss Wilhelmshöhe Napoleon der III längere Zeit gefangen sass. Von hier reiste ich uber Hildesheim, Hannover wieder nach dem lieben Hamburg.

IV. Neue Kämpfe

Dort hörte ich dass der Waffenstillstand zwischen Dänemark und Holstein aufgelöst und bereits eine Schlacht bei Idstätt geschlagen worden sei. So eilte ich mit noch 3 jungen Leuten nach Rendsburg und trat dort, da noch keine Verlustlisten von der Feldartillerie eingesandt waren, in das berühmte IIte Jägerchor als Gefreiter ein, marschierte andern Tages zu meiner Compagnie, kurze Zeit vorher, als das dänische Kriegsschiff Christian VIIIte im Hafen von Erkernvörde in die Luft flog; da wir 4 Stunden davon in Cantonnement lagen, so konnten wir deutlich den furchtbaren Knall hören.

Am 8ten Juni 1850, als unser Chor in Dubestätt lag, und ich mich auf Feldwache befand, sttürmten die Dänen in Masse auf uns ein, und wir gaben aus zwei Schanzen, mehrmals Peletonfeuer auf sie, dann zogen 12 und, sechzig Mann stark, langsam auf unser Chor zurück; kaum mit ihm vereint, bliesen unsere Hornisten: "Zweites Jägerchor, avanciren!". Feurigen Mutes sturtzten wir in geschlossenen Reihen dem Feinde entgegen und unserm plötzlichen Anprall nicht gewachsen, feuerten sie auf uns und ergriffen dann die Flucht und trieben ihn wieder über die Höhen in ihr Lager zurück. Gleich am Anfange des Gefechtes fiel neben mir der Jäger Dade, ins Herz getroffen, todt zu Boden, mich aber beschützte, wie bei Düppel, mein heiliger Schutzengel.

Beinahe hätten wir die Leute des feindlichen Generalstaabs gefangen genommen, die wir im raschen avanciren beinahe überrumpelt hätten, doch wurde ein höherer Staabsoffozier und einen unserer Sergeanten schwer verwundet. Später, am 12ten September, machten wir einen Angriff auf das feindliche Lager, trieben sie daraus und steckten die Baracken, die schön aus Stroh gebaut, inwendig aus selbigem Material mit Sophas, Betten, Tischen u.s.w. versehen waren, in Brand und trieben dieselben bis an ihr Hauptquartier.

Dann zogen wir uns aber schnell zurück, denn schon feuerten sie mit Kanonen auf uns, die sie eilig hatten kommen lassen, auch gaben sie uns von der Seite Gewehrschüsse. Nicht lange nachher wurde unser Chor in 2 Batallions umgewandelt, und aus 4 compagnien 8 gemacht und da gab es unter uns ein grosses Avancement, wobei ich zum Oberjäger aufrückte. Als sich unsere Compagnie zum erstenmal zum Antreten versammelte, wurde ich für den andern Tag auf Feldwache kommandiert, als der Hauptmann aber mich mit: Oberjäger rufte, entstand ein allgemeines Gelächter, wusste sich aber gleich zu helfen, indem er laut vor der ganzen Front sagte, wenn ich Oberjäger rufe, so sind sie damit gemeint.

Eines Abends, spät mussten wir antreten und Parole und Feldgeschrei ausgegeben, dann hies es, dass wir um Mitternacht 3 Stunden von uns entfernt, ein Dorf hätten, in dem Dänen im Quartier lagen. Die vordersten Jäger an der Spitze der Compagnie, am Dorfe angelangt, sollten schnell durchlaufen und am andern Ende die Flüchtlinge aufhalten; die im Zentrum hatten die Aufgabe, die vor den Häusern in Pyramiden aufgestellten Gewehre umzuwerfen und die zuletzt ankommenden Jäger sollten das Ende des Dorfes und die Gefangenen überwachen.

Drei Stunden marschierten wir lautlos durch die Stille der Nacht; weder geraucht noch gesprochen durfte werden, auch schien weder Mond noch Sterne. Freiherr von der Tann, der berühmte Freischaarenführer befand sich an der Stätte selbst. Der feindliche Doppelposten musste umgangen oder auf irgend eine Art beseidigt werden, damit wir die Dänen im tiefsten Schlafe überrumpeln konnten. Es war manchem von uns nicht ganz einerlei, weil bei solchen Affairen sich oft im Dunkeln die eigenen Freunde ermorden können, da ging es plötzlich durch die Reihen: "Stillstehen"! Wir horchten, und es schien, als wenn wir dem Dorfe ganz nahe wären, da hörten wir durch die Nacht eine Stimme auf dänisch 3 mal ertönen: Wer da! Und nach kurzer Pause 2 Schüsse hintereinander, oben im Dorfe aber ertönten die Alarmsignale. Der Überfall wurde durch 2 Wachsame, muthige Posten vereitelt. Wir machten kehrt und langten müde, schlaftrunken und ärgerlich wieder gegen Morgen an.

V. Waffenstillstand

Der Winter stellte sich langsam ein und unsere Vorpostenkette befand sich oft im tiefen Schnee. Es war nichts Angenehmes mehr bei dieser Kälte zu erwarten und wir waren alle froh, als die Nachricht kam, dass der Waffenstillstand abgeschlossen, die holsteinische Armee aufgelöst und die Frenden entlassen würden und dass Oestreicher und Preussen Schleswig Holstein mit Truppen besetzen kämen, was auch im Januar 1851 geschah. Wir Nichtholsteiner erhielten unsern Abschied und in Altona angekommen, der gemeine Soldat eine Gratifikation von 10 Thaler, während die Unteroffiziere das Doppelte, nähmlich 20 Thaler; als ich aber mein Geld auf der Strasse nachzählte, fand ich dass man mir 21 gegeben hatte, was ich auch ohne Gewissensbisse ruhig behalten konnte, weil ich dem Wohle dieses Landes ein grösseres Opfer gebracht hätte, wenn es Gottes Wille gewesen wäre, nämlich mein Leben. Noch heute, nach 50 Jahren, denke ich mit Freuden an die Zeit, welche ich in diesem Lande zugebracht habe; wo man mir mit grosser Freundlichkeit entgegen kam und alle den gemüthlichen Sachsen gern hatten, der auch seinerseits nur ein Ziel im Auge hatte, nämlich diesem Lande die Unabhängigkeit zu erkämpfen.

VI. Planlos mit Wanderstab

In drei Tagen erreichte ich mit der Eisenbahn über Magdeburg und Leipzig meine Heimat Plauen im Voigtlande. Jedoch nach einem kurzen Auenthalte verliessich wieder das Vaterhaus und fand in Dresden bei einer braven Familie auf mein Gewerbe dauernde Arbeit und als ich bereits 3 Monate in diesem Hause war, ging man mit dem Plane um, mich mit einer Nichte der Frau Meisterin, welche etwas Vermögen besass, aber zur Zeit in der Stadt Treuenbritzen wohnte, zu verheirathen. Zu diesem Zwecke sollte sie zu Pfingsten auf Besuch kommen und um uns besser einander kennen zu lernen, sollte in Begleitung ihrer Tante und mir eine 8 tägige Reisetour in die sachsische Schweiz veranstaltet werden. Da ich das Herumziehen als wandernder Handwerksbursch längst satt hatte, so theilte ich meinem Vater die ganze Angelegenheit mit und bat um einen Zuschuss von 400 Thalern, damit ich in Dresden Bürger und Meister werden könnte.

Die Antwort liess nicht lange auf sich warten, aber mit dem Bescheid, dass er mir erst in 2 Jahren diesen Wunsch erfüllen könne, weil er erst seine letzten Schulden bezahlen wolle, die er gemacht hatte, als er zum Bezirkssteuereinnehmer 1839 in Plauen befördert wurde, welches ihm aber die Pflicht auflegte, der Regierung eine Kaution von 3000 Thalern zu stellen, weil er Kassenbeamter wurde.

Entäuscht, meinem scheinbaren Glücke so fern zu stehen, wollte ich auch nicht länger in Dresden bleiben, sondern ergriff den Wanderstab planlos von Neuem, bis ich nach 3 Wochen zum 7ten male Hamburg betrat. Ich hatte nur Reisekleider und etwas Wäsche bei mir; al1es andere schickte ich heim, um es später nachschicken zu lassen, wenn ich Arbeit gefunden hätte; aber der Mensch denkt und Gott lenkt.

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